Man kann es kaum glauben, aber unter all den geschnittenen Sträuchern, Ästen... befindet sich der Rest eines wertvollen Biotopes!

Und genau dieses Biotop wollen wir vor dem sicheren „Aus“ bewahren! Das Wort Gangelter Bruch stellt das dar, was es eigentlich mal war und wir es wieder dorthin „zurück verwandeln“ wollen. Halboffenland, Tümpel, Vernässung… P1100762 (1280x853) Aber lesen sie den Bericht von Franz Oschmann, um die Bedeutung unserer Arbeiten noch besser zu verstehen! Einst als großflächiger Sumpf unbegehbar, dann entwässert und intensiv genutzt, nun renaturiert und zum „Natur-und Landschaftspark Rodebach/Rodebeek“ entwickelt. Franz Oschmann zeichnet den Weg nach. Früher Bereits 1641 wird beim berühmten Gangelter Chronisten Kritzraedt das Gangelter Bruch erwähnt: „ In der Mitte liegt ein sehr breiter Sumpf, worin einige Flüsschen und Bächlein durcheinander fließen, die einen Überfluss haben an sehr köstlichen Fischchen, Gründlingen, ja sogar kleineren Hechten, wovon im Sommer dieses Jahres 1641 mehr als tausend beim Fischen gefunden sind in dem „Riooll“ (Rigolbach) genannt, das durch die Sümpfe in den Bach, der im Volksmunde „Robeke“ (Rodebach) heißt, einfließt.“ Der Rodebach trieb früher im Bereich die Platz-, Mohren-, Dahl-, Brommler- und Etzenrather Mühle sowie auf niederländischer Seite die Roermolen an. Da diese nur auf festem Grund errichtet werden konnten, wurde sein Verlauf schon damals künstlich geschaffen bzw. verändert. Zahlreiche Untiefen machten das Gebiet praktisch unbegehbar,manches Rind ist versunken, in manchem Herbst waren durchgehende Wasserflächen und im folgenden Winter dann durchgehende Eisflächen bis Schinveld keine Seltenheit. Große Bestände von Gagelsträuchern (zur Blütezeit lag der würzige Geruch über dem Tal, rotbraune Färbung, soweit das Auge reichte) und zahlreiche Sumpf- und Niedermoorarten machten das „große Bruch bei Gangelt“ zum bedeutendsten Moorgebiet der Niederrheinischen Ebene. Aus der Mitte des 19. Jahrhunderts existieren Pflanzenlisten, in denen allein etwa 60 Arten notiert sind, die heute in den Roten Listen der gefährdeten Pflanzen aufgeführt sind oder sogar ausgestorben sind. Gestern Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde es dann mit Hilfe der fortschreitenden Industrialisierung und Technisierung möglich, solche Naturparadiese in großem Umfang zu entwässern, um sie landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Im Rahmen sogenannter Notstandsmaßnahmen durch Erwerbslose im Reichsarbeitsdienst“ wurde auch das Gangelter Bruch mehr und mehr trockengelegt. Entwässerungsgräben durchzogen das Gebiet, das Sumpfwasser wurde aus den benachbarten Flächen abgesogen und einem Hauptbach (Rigole) zugeführt. 1961 wurde dann der Rodebach sogar zu einem Rodekanal begradigt: viel zu tief, zu gerade, seine Fließgeschwindigkeit dadurch viel zu hoch,die Ufer zu steil,der Boden durch Betonplatten trapezförmig versiegelt, durch die Anbindung der beiden Kläranlagen in Gillrath und Schinveld stark belastet. Die Gewinnung von Torf als Heizmaterial und Torfstreu spielte schon früh keine Rolle mehr und wurde um 1900 wieder aufgegeben. Die trockengelegten Flächen wurden jetzt landwirtschaftlich genutzt: Nie zuvor aufgebrochenes Erdreich wurde umgepflügt, Gülle und bald auch Kunstdünger wurden eingesetzt, ursprüngliche Feuchtwiesen mit oft untypischen Baumarten aufgeforstet, Rüben- und Maiskulturen folgten, die Grundwasserstände nahmen ab, ihre Belastung durch die intensive Landwirtschaft zu. Aus dem einstigen Erlenbruchwald war eine intensiv genutzte Acker- und Wiesenfläche geworden. Heute Seit 10 bis 20 Jahren ist nun eine deutliche Abnahme der Anzahl kleinerer Bauernhöfe zu beobachten (Höfesterben). Zeit und Geld fehlten, die Entwässerungsgräben weiterhin freizuhalten und zu „pflegen“. Die doch immer schon relativ unrentablen Flächen wurden aufgegeben. Hinzu kam ein deutliches Umdenken hinsichtlich Gewässer- und Bodenschutz, Umwelt- und Naturschutz allgemein: Pachtfrei werdende Flächen wurden seitens der Gemeinde Gangelt nicht weiter verpachtet, geeignete Flächen angekauft und der NABU-Ortsgruppe „Rode-, Saeffel- und Kitschbachtal“ für Naturschutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Für die Wiesenflächen wurde ein Umbruchverbot erreicht, Entwässerungsgräben wurden wieder geschlossen, dadurch viele Flächen wieder vernässt, Busch- und Heckenreihen, Kopfweidenalleen gepflanzt, eine kleine Herde schottischer Hochlandrinder zur Verhinderung zu starker Verbuschung eingesetzt, an mehreren Stellen der historische Rodebachverlauf wieder renaturiert, kleinere Feuchtbiotope angelegt. Der wichtigste und bahnbrechendste Schritt Richtung „Renaturierung des Gangelter Bruchs“ erfolgte schließlich ab 2004: Etwa 750 ha Gangelter Bruch, Leiffenderven, Schinvelder Wald und feuchte Bachtäler von Rodebach, Rode- sowie Ruscherbeek wurden grenzüberschreitend zum „Natur-und Landschaftspark Rodebach-Rodebeek“ umgestaltet. Die kanalisierten Bäche erhielten ein neues Bett, das jetzt viel breiter, flacher, vor allem an der tiefsten Stelle des Geländes liegt, nicht mehr in ein Betonkorsett gezwungen ist, mäandrierend verläuft. Sie können jetzt wieder ihren eigenen Verlauf mit Sandbänken, kleinen Inseln, Stillwasserzonen, flachen Ufern entwickeln, Grundwasser sich wieder auffüllen, für Bachtäler typische Vegetation ansiedeln, Pflanzen,Vögel,Amphibien und Insekten in ihren ursprünglichen Lebensraum zurück kehren, ein Mosaik nährstoffreicher Sümpfe und feuchter Wäldchen entwickeln. Die beiden Kläranlagen existieren nicht mehr,die Wasserqualität hat sich bald deutlich verbessert. Morgen Eine Herde von über 100 Hochlandrindern, zum Teil auch kleinere Schafherden sorgen dafür, dass kein dichter Wald, sondern eine (halb-)offene Landschaft mit ihren feuchten, blumenreichen Wiesen und den für sie typischen Käfern, Schmetterlingen, Heuschrecken, Libellen und Vögeln entsteht.
Kopfweide / Foto: Mühlen / NABU
Kopfweide / Foto: Mühlen / NABU

Erste Kartierungen zeigen, dass Biotopschutz Artenschutz ist, denn schon nach wenigen Jahren sind die Erfolge der Renaturierungsmaßnahmen nachweisbar:

So wurden im neuen Natur-und Landschaftspark bereits 50 in Limburg bedrohte Pflanzenarten (Kategorie 0 bis 2), 17 der niederländischen Roten Liste, 21 Arten der Roten Liste von NRW und 27 der Region Niederrheinisches Tiefland bestimmt. 8 bedrohte Vogelarten der niederländischen Roten Liste und sogar 21 Arten der NRW-Liste, insgesamt 50 Brutvogel- und 27 Nicht-Brutvogelarten, konnten beobachtet werden. Mit 30 Tagfalterarten gehört der Park zu den artenreichsten Gebieten der Provinz Limburg, darunter 4 Rote-Liste-Arten der Niederlande sowie 5 in NRW. 35 Libellenarten wurden gesichtet, davon 7 der niederländischen und 12 der NRW-Roten-Liste. Der länder-und grenzübergreifende Natur- und Landschaftspark hat eine wichtige Aufgabe in einem Biotopverbund, das heißt, er ist unbedingt im Zusammenhang mit den benachbarten Flächen der Teverener und Brunssumer Heide zu sehen (ein Zusammenschluss zum „Heide-Naturpark“ wurde 2008 vollzogen). Weitere Gebiete mit ähnlicher Struktur müssten gefunden und entsprechend entwickelt werden (z.B. ist die Renaturierung des Rodebaches ab Mindergangelt Richtung Selfkant bis Roermond angedacht). Nur großflächige Biotopverbünde (-vernetzungen) können stärkere Artenverluste verhindern.

Die Entwicklung des Freizeit- und Erholungsbereichs im neuen Natur-und Landschaftspark muss allerdings genau im Auge behalten werden. In ökologisch wertvollen und sensiblen Bereichen wird sorgfältig und kritisch, unter Umständen auch besucherlenkend, zwischen den Interessen der Natur und denen der Erholungssuchenden abzuwägen sein. Der Natur- und Landschaftspark Rodebach-Rodebeek zeigt eindrücklich, wie sinnlos enge Grenzen -Grenzen überhaupt -sind, denn Natur kennt keine Grenzen!
Vielen Dank wieder einmal allen fleißigen Helfern! Hier nun einige Bilder des letzten Einsatzes! P1100755 (1280x960) Wer vermutet denn hier ein Wasserbiotop?? Und dennoch, sie ist noch! da! P1100754 (1280x956) P1100760 (1280x960) P1100763 (1280x947) Während der Frühstückspause ist Zeit zu fachsimpeln, Fragen zu erörtern oder einfach die Gemeinschaft zu genießen. P1100757 (1280x983) P1100758 (886x1280) P1100759 (1280x956) K640_P1140282 Nachdem einiges an Astwerk weggeräumt war, konnte man die Reste des Biotopes sehen. K640_P1140285 K640_P1140286 Bis zum nächsten Einsatz!  

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