Seit 2016 kümmert sich die Singvogelhilfe Selfkant des Nabu Selfkant ehrenamtlich und mit behördlicher Genehmigung um verletzte und verwaiste Wildvögel. Was zu Beginn als kleine Aufnahmestation mit einer maximalen Kapazität von 10 Wildvögeln gedacht war, entwickelte sich schneller als gedacht zu einer Anlaufstelle für mehrere hundert Vögel im Jahr.
In der Singvogelhilfe Selfkant werden die Wildvögel gepflegt bzw. großgezogen, mit dem Ziel, diese wieder wildbahntauglich auswildern zu können. „Ob Anflugtrauma, Katzenopfer oder bei Sturm aus dem Nest gefallen, wir versuchen, allen Vögeln die Rückkehr in die Freiheit zu ermöglichen“, so Silke Beckers, die die Vögel hauptsächlich betreut. „Manchmal werden die Vögel in sehr schlechtem Zustand gefunden und dann hier abgegeben. Wenn aber eine Chance besteht, dann versuchen wir alles, um den Vogel wieder gesund und fit zu bekommen.“
Die Hauptsaison in der Singvogelhilfe, in der ca. 80-90 % der Vögel gefunden werden, ist während der Brutzeit von Mitte April bis Mitte September. Bei den meisten handelt es sich um Jungvögel. Aber natürlich können auch adulte Vögel in eine Notlage geraten.
Zu den häufigsten Gästen gehören Singvögel wie Spatzen, Amseln, Schwalben, Mauersegler, Spechte, Grünfinken, Stieglitze, Bluthänflinge, Heckenbraunellen, Fitisse, Zilzalpe, Rotschwänze, Bachstelzen, Rotkehlchen, Meisen, Zaunkönige, Krähen, Dohlen, Elstern, Tauben.
Aber auch Wassergeflügel wie Stockenten, Graugänse sowie Fischreiher finden bei uns Hilfe.
Leider ist der Bedarf an Pflegeplätzen höher als die tatsächliche Anzahl von Pflegestellen. Dies führt leider auch bei der Singvogelhilfe Selfkant manchmal dazu, dass – insbesondere in der Hauptsaison – Aufnahmestopp für bestimmte Vogelarten oder komplett für alle Singvogelarten ausgerufen werden muss.
Die Handaufzucht junger Singvögel ist kosten- und zeitintensiv. Junge Singvögel werden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefüttert. Je nach Größe und Alter der Vogelart alle 20 Minuten. Außerdem muss die Unterbringung stimmen. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Futterzusätze – alles wichtig und ebenfalls abhängig vom Alter des Vogels und der Vogelart. Fehler in der Aufzucht können zu Feder-, Knochen- und Organmissbildungen und letztlich zum Tod des Tieres führen. Eine Toleranz für Abweichungen der Aufzuchtparameter ist bei vielen Vogelarten nicht gegeben. Daher appellieren wir immer wieder, keine Selbstversuche auf Kosten des Vogels zu machen. So niedlich der Vogel auch aussieht – zum Wohle des Tieres sollte man ein hilfsbedürftiges Tier in eine professionelle Pflegestelle geben. Aber mit dem Füttern allein ist es nicht getan. Durch den schnellen Stoffwechsel haben Vögel eine sehr schnelle Verdauung. Die Quarantäneboxen und Inkubatoren müssen mehrfach täglich gereinigt werden. Aber auch das Equipment und die Vogelräume müssen ständig gereinigt und desinfiziert werden.
Der Großteil der Jungvögel benötigt in der Aufzucht frischtote Insekten. Reine Insektenfresser wie Schwalben oder Mauersegler benötigen auch als adulte Tiere ausschließlich Insekten. Frische Insekten sind sehr teuer. Desinfektionsmittel, Futterzusätze, Medikamente, Tierarztkosten kommen hinzu. Weiterhin fallen hohe Kosten für Energie und Wasser an. Inkubatoren, Wärmelampen, Wärmeplatten, UV-Lampen, Waschmaschinen sind ständig (teiweise 24/7) im Einsatz.
Die Arbeitsleistung bzw. Pflege erfolgt komplett ehrenamtlich. In der Hochsaison kommt Silke Beckers auf maximal 4 Stunden Schlaf pro Nacht. Urlaub oder Wochenende gibt es nicht. Die Vögel müssen ja versorgt werden. „Aber wenn ich die Vögel wieder in die Freiheit entlassen kann, sind Schlafentzug und jede Mühe vergessen. Helfen ist Ehrensache und das Glück in den Augen der Vögel, wenn sie in die Freiheit starten, ist unbezahlbar.“
Allerdings sprengen die laufenden Kosten jedes ehrenamtliche Budget und können nicht von den Ehrenamtlern allein getragen werden.
Warum ist es so wichtig, eine Auffangstation für Wildvögel zu unterstützen? Regelt das die Natur nicht selbst?
Leider sind sehr viele Notsituationen, in die die Vögel geraten können, durch Menschen verursacht. Die Lebensräume schrumpfen. Geeignete Nistmöglichkeiten fallen weg. Die Vögel nehmen in ihrer Not auch Nistplätze, die ungeeignet sind. Dies führt dazu, dass Nester abstürzen oder der Nistplatz bei hohen Temperaturen überhitzt und die Jungvögel aus den Nestern springen, um nicht in ihren Nestern den Hitzetod zu sterben. Weiterhin tragen die allgemeinen Auswirkungen des Klimawandels wie Extremwetterlagen, Insektensterben, Vergiftungen durch Herbizide und Pestizide sowie Verletzungen durch Freigängerkatzen dazu bei, dass die Zahl der hilfsbedürftigen Vögel in jedem Jahr ansteigt.
„Wenn die Probleme und Notlagen der Vögel in erster Linie auf den Menschen zurückzuführen sind, dann liegt es auch in unserer Verantwortung, diesen Vögeln zu helfen. Die Zahl der Wildvögel sinkt besorgniserregend. Auch der Bestand der häufigeren Arten ist rückläufig.“
Daher möchten wir Sie bitten, uns zu unterstützen, damit wir auch weiterhin eine Zuflucht für hilfsbedürftige Wildvögel bieten können.
Jeder Euro hilft und kommt auch direkt den Tieren zugute.
Steuerlich absetzbar spenden können Sie an:
Nabu Selfkant e.V.
Verwendungszweck Singvogelhilfe
IBAN: DE12 3125 1220 1401 6566 63
BIC: WELADED1ERK
Auch Sachspenden helfen uns.
Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe, Inkontinenzunterlagen, Pinzetten, Näpfe,
Körnerfutter für Tauben und adulte vegane Wildvögel, Tiefkühlinsekten wie Heimchen, Wachsmottenlarven, Buffalos und Pinkies finden ebenfalls schnell hungrige gefiederte Abnehmer.